Whisky – Faszination, Leidenschaft, Wissenschaft
Whisky gilt als edle Spirituose für Feinschmecker, wer ihn mit Cola mischt, erntet schnell mal spöttische Blicke aus dem Lager der „Whisky-Liebhaber“. Für letztere werden Tastings und Erlebnis-Führungen abgehalten, die Seminaren an einer Universität gleichen und wissenschaftlich wesentlich komplexer erscheinen als so mancher Bachelor-Studiengang. Doch wie findet sich ein absoluter „Whisky-Erstie“ in dieser Destillateurs-Wissenschaft zurecht? Wie kann jemand, der dem Whisky-Geschmack noch nicht allzu viel abgewinnen konnte, die Leidenschaft zu dieser Spirituose nachvollziehen? Ganz einfach: man geht zu den Profis am Genusscampus am Schliersee – zu den bayerischen Whisky-Pionieren von Slyrs.
Die Basis für Whisky sind die Rohstoffe Gerste und Wasser. Bei Slyrs wird Sommergerste aus dem Münchner Umland zunächst in einer Spezialmälzerei gemälzt, geschrotet und mit Wasser zu einer Maische vermischt. Die Maische gärt, Alkohol bildet sich, die Basis für die Destillation ist geschaffen – klingt in der Theorie einleuchtend, doch es deutet sich an, welches Fingerspitzengefühl es braucht, die Maische so zu erhitzen, damit die natürlichen Enzyme des Malzes die Stärke in Malzzucker verwandeln, der bei der Gärung schließlich zu Alkohol wird.
Slyrs steht für höchste Qualität, nicht nur bei der Wahl der Rohstoffe, sondern bei jedem Produktionsschritt. So ist bei der Destillation viel Geduld gefragt: Je schonender und langsamer die Destillation, desto mehr wertvolle Aromen. Gebrannt wird mit kleinen Kupferkesseln. Das großzügige Abtrennen von Vor- und Nachlauf ist ein weiterer Beweis dafür, dass letztendlich nur das Beste vom Besten, also ein hocharomatisches, weiches und mildes Destillat, gemischt mit frischem Quellwasser im Fass landet.
Auch wenn jetzt alle Zutaten beisammen sind, ist der Whisky noch lange nicht fertig. Damit sich eine Spirituose Whisky nennen darf, muss sie mindesten drei Jahre lang lagern. Wer bei Slyrs einen Blick hinter die Kulissen werfen darf, wird merken, dass dieser Prozess der wahrscheinlich komplexeste in der Herstellung ist. Um sich an dieser Stelle nochmal der Hochschul-Fachsprache zu bedienen, steht bei der Lagerung quasi die Habilitation an. Bei der Wahl des Holzes setzt Slyrs auf sogenannte Barrique-Fässer aus amerikanischer Weißeiche, die stark ausgebrannt sind und somit wesentlich zum Geschmack des Single Malts beitragen. Nach einer Reifezeit von drei bis sechs Jahren wird ein Teil des Slyrs Whiskys für besondere Finishings in weitgereiste Fässer umgefüllt. Die gebrauchten Fässer kommen aus der ganzen Welt und waren bereits mit Rum (Karibik), Portwein (Portugal), Süßwein (Frankreich), Marsala (Sizilien) oder Sherry (Spanien) gefüllt. Dadurch, dass der Whisky während der Lagerung eine enge Verbindung mit dem Holz eingeht, entstehen je nach Fass und Faserstruktur des Holzes ganz individuelle Geschmäcker. Der Destillateur spricht von den Gerbstoffen Tanninen und Ligninen, die sich in Vanillin und Zucker umwandeln – definitiv spannende biochemische Prozesse, die ausschlaggebend dafür sind, ob der Whisky würzig, nussig, holzig oder fruchtig schmeckt und welche Farbe er hat.
Temperaturunterschiede spielen ebenfalls eine wesentliche Rolle. Nimmt man beispielsweise den Whisky Sild, der in einem Kutter am nördlichsten Hafen Deutschlands liegt und vergleicht diesen mit der Mountain Edition, die auf dem Berg Stümpfling lagert, beobachtet man zwei konträre Lagerbedingungen und dementsprechende Charakteristika im Geschmack.
Wenn man diese Aspekte bei der Verkostung der verschiedenen Slyrs Kreationen im Kopf hat, muss man definitiv kein Whisky-Kenner sein, um die Geschmacks-Nuancen identifizieren zu können. Wenn man sich dann zusätzlich noch das Handwerk und die Kunst der Destillateure, all die genannten Faktoren geschmacklich abzustimmen und ständig weiterzuentwickeln, vor Augen führt, lässt sich auch die Leidenschaft für dieses Produkt absolut nachvollziehen. Ja, Whisky hat viel mit einer komplexen Wissenschaft gemein, Slyrs zeigt jedoch eindrucksvoll, dass das Fingerspitzengefühl, die Experimentierfreude und die Liebe zum „Flüssgigen Gold“ ein Produkt entstehen lassen, das nicht nur Kenner begeistert.